Fleischbranche beklagt Überregulierung und Unsicherheit

Die deutsche Fleisch- und Wurstwirtschaft kämpft mit hohen Kosten und einem sinkenden Schlachttieraufkommen.

Die deutsche Fleischwirtschaft muss sich in einem dauerhaft schwierigen Umfeld behaupten. Gründe für die schwierige Lage sind durch politische Unsicherheiten und Regulierungsdruck hervorgerufene Verringerungen der Schweine- und Rinderbestände, und nach wie vor bestehende Beschränkungen auf wichtigen Exportmärkten. Das war der Tenor beim Jahrestreffen vom Verband der Fleischwirtschaft (VDF) und des Bundesverbandes der Deutschen Wurst- und Schinkenproduzenten (BVWS) in München.

Fest steht, dass das geringere Aufkommen von Schlachttieren einen hohen Konsolidierungsdruck in der Schlachtbranche ausgelöst und zu Betriebsschließungen und Verkäufen geführt hat, so die Verbände weiter. Auch die nachgelagerte, ebenfalls überwiegend mittelständisch geprägte Verarbeitungsindustrie leide unter den wirtschaftlichen Belastungen u. a. durch hohe Energie- und Rohstoffpreise und steigende Löhne bei gleichzeitiger Arbeitskräfteknappheit, heißt es. Die massiven Kostensteigerungen würden es den Unternehmen nahezu unmöglich machen, ihre Produkte zu angemessenen Preisen anzubieten. Die hohe Inflation der vergangenen Jahre, insbesondere bei Lebensmitteln, haben die Verbraucher deutlich beim Einkauf gespürt und verunsichert. Entsprechend spielte der Preis bei der Einkaufsentscheidung wieder eine stärkere Rolle.

Mit großer Sorge sehen Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe die möglichen Folgen der verschiedenen gesetzlichen Regelungen, die gegenwärtig in Deutschland bereits umgesetzt wurden oder deren Einführung beraten wird. Nationale Alleingänge belasten die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produktion und erschweren den Zugang zum europäischen Binnenmarkt, der für die Unternehmen und Beschäftigten der Branche von großer Bedeutung ist.

Auch die anhaltende Diskussion um die Verteuerung von tierischen Lebensmitteln durch eine Abgabe sehen die Verbände kritisch. Weder ein Tierwohlcent noch die Einnahmen aus einer Anhebung des Mehrwertsteuersatzes auf tierische Lebensmittel könnten zweckgebunden ausgestaltet werden, so VDF und BVWS. Ohne langfristige Verträge zwischen Staat und Erzeugern, die sicherstellen, dass das Mittelaufkommen eins zu eins bei den Landwirten ankommt, würde eine solche Abgabe lediglich der Konsumlenkung und der weiteren Reduzierung der Tierhaltung in Deutschland dienen. Zudem sei es Verbrauchern bereits heute durch die privatwirtschaftliche Initiative Tierwohl möglich, sich für höhere Tierhaltungsstufen zu entscheiden und somit die Transformation zu mehr Tierwohl zu unterstützen, meint die Fleischwirtschaft. 

Neben der Kritik gibt es auch einige positive Elemente: Die Inflationsrate insgesamt und für Nahrungsmittel im Speziellen geht wieder zurück. Erstmals wurden Anfang 2024 wieder gegenüber dem Vorjahr gefallene Nahrungsmittelpreise ermittelt. Das fördert die Ausgabebereitschaft der Konsumenten und führt zu einer Stabilisierung des Fleischverzehrs. Dieser ist im vergangenen Jahr um lediglich 430 g zurückgegangen. Anders als das Bundesagrarministerium führen die Verbände dies nicht auf eine Abkehr von tierischen Lebensmitteln, sondern vielmehr auf die bisherigen inflationsbedingten Preissteigerungen zurück. Ebenfalls positiv haben sich die Bemühungen des Bundesministeriums ausgewirkt, Märkte wieder zu erschließen, die wegen der Afrikanischen Schweinepest gesperrt waren.