ITW bleibt Spielmacher beim Tierwohl
Von Marcus Arden
Die Initiative Tierwohl feiert im Januar ihr zehnjähriges Bestehen. Damit die ITW auch in Zukunft die Nr. 1 unter den Tierwohllabeln bleibt, muss sie ihre Hausaufgaben erledigen. Ein Kommentar von SUS-Redaktionsleiter Marcus Arden.
Was haben der FC Bayern München und die Initiative Tierwohl (ITW) gemeinsam? Seit Jahren sind beide die klare Nr. 1 in ihren Branchen. Während die Fußballer aus München reihenweise Meisterschaften feiern, bündelt niemand sonst Jahr für Jahr mehr Schweine, die über dem gesetzlichen Standard produziert werden. Fast 10.000 Betriebsleiter mästen jährlich gut 26 Mio. ITW-Tiere. Das sind etwa 60 % aller in Deutschland erzeugten Mastschweine.
Die Bauern setzen Tierwohl also längst um – und zwar breitenwirksam. Die ITW war bislang v. a. deshalb so erfolgreich, weil sie Bauern keine überzogenen Auflagen vorschreibt, den Mehraufwand finanziell ausgleicht und praxisnah agiert. Die praktikablen Ausführungshinweise zur Buchtenstrukturierung und die Verlängerung von Fristen aufgrund von Lieferengpässen belegen das.
Damit das Projekt „ITW-Schwein“ auch künftig Erfolg hat, muss die Organisation, die im Januar 2025 ihren zehnten Geburtstag feiert, einige Hausaufgaben erledigen.
- Die ITW muss sich gegen immer höhere Forderungen von Tierschutzverbänden behaupten. Tierschutz funktioniert nur im Einklang mit Wirtschaftlichkeit. Alles andere ist Träumerei!
- Der Kriterienkatalog mit unterschiedlichen Wahlkriterien bezüglich der Buchtenstrukturierung bleibt alternativlos. Nur die breite Palette an Kriterien öffnet Betrieben das Tor zur Teilnahme.
- Die ITW muss aufpassen, dass sich HF 2 und HF 3 weiter voneinander abheben. Derzeit versucht der LEH, die Vorgaben bei HF 3 aufzuweichen. Ziel des Handels ist es, die Kosten beim Fleischeinkauf möglichst in Richtung HF 2-Niveau zu drücken und das Fleisch später höherpreisig als HF 3-Ware zu verkaufen.
- Es müssen mehr deutsche Ferkelerzeuger ins ITW-Boot geholt werden – bei der staatlichen Kennzeichnung sind sie außen vor. Dafür brauchen sie gute Angebote. Die vom LEH zugesagte Erhöhung des Auszahlungspreises auf 4,50 € je Ferkel ist ein Anfang. Gleichzeitig darf das Tor für ausländische Ferkel nicht noch weiter geöffnet werden.
- Sie muss dafür Sorge tragen, dass die Bauern weiter einen fairen Tierwohlbonus erhalten. Er muss wie bisher mindestens den Mehraufwand ausgleichen. Fairer wäre es, auf Basis der Vollkosten zu kalkulieren.
- Die Bauern müssen auch in Zukunft jederzeit auf den ITW-Zug auf- oder abspringen können. Langjährige Verpflichtungen mit fester Andienungspflicht sind so lange keine Option, wie auf der anderen Seite langjährige Abnahmegarantien seitens des Handels fehlen.
Erledigt die ITW ihre Hausaufgaben, wird sie auch in Zukunft der FC Bayern München in der Tierwohl-Liga sein.
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