Der Lebensmittelhandel agiert mit Doppelmoral, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Wie stark wurden die Schweinefleischpreise gesenkt?
Aldi hat seit Anfang Juli die Preise für verschiedene Frischfleischprodukte teils um mehr als 10% gesenkt. Andere Händler haben daraufhin nachgezogen.
Wie wurden die Preissenkungen begründet?
Mit sinkenden Basispreisen am Weltmarkt für Schweinefleisch und Überkapazitäten hierzulande. Die gesunkenen Einkaufspreise sollen an den Endverbraucher weitergegeben werden.
Finden Sie diese Gründe nachvollziehbar?
Ohne Frage ist der Fleischabsatz wegen der hohen Inflation zusätzlich ins Stocken geraten. Die Kühllager sind voll, und das europaweit. Vergessen wir aber nicht: Der deutsche Schweinebestand ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Temporäre Preisaktionen sind also ok – generelle Preissenkungen nicht.
Welche Marktwirkung hat so ein Vorgehen?
Die Marktwirkung ist verheerend. Aldi und weitere Nachahmer verhandeln beim Basispreis auf Weltmarktpreisniveau. Ein deutscher Schweinehalter kann aber aufgrund gesetzlicher Auflagen nicht mal mehr auf europäischem Preisniveau produzieren. Die grundsätzliche Preisfindung wird so schlicht ausgehöhlt und das Zuschlagswesen ufert in der Folge immer mehr aus. Gewinnbringende Erlöse lassen sich für Schweinehalter so kaum erzielen!
Wie will man mit dem Handel im Gespräch bleiben?
Man muss nüchtern feststellen, dass alle bisherigen Dialogformate mit dem Handel zu keiner Lösung führten. Wir haben es mit einem strukturellen Problem zu tun, das sich angesichts der Marktdominanz des Handels immer weiter verschärfen wird. Letztlich wird die Politik die Richtung vorgeben müssen. Dort wurden auch die rechtlichen Vorgaben beschlossen, die uns im europäischen Wettbewerb benachteiligen.
