Die meisten Sauen produzieren während der Laktation zu wenig Milch für ein optimales Ferkelwachstum. Dem kann durch eine optimale Entwicklung der Milchdrüsen entgegengewirkt werden. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere über die Lysinversorgung in der späten Trächtigkeitsphase ab dem 90. Trächtigkeitstag die Anzahl der Zellen im Milchdrüsengewebe positiv beeinflusst werden kann.
Am Sherbrooke Research and Development Centre of Agriculture and Agri-Food in Kanada führten Forscher ein Projekt zu den Auswirkungen einer erhöhten Lysinaufnahme auf die Entwicklung der Milchleistung bei 38 Jungsauen durch. Dazu erhöhten die Forscher die Zugabe von standardisiertem ileal verdaulichem (SID) Lysin um 40% bei gleichzeitigem Anstieg der Eiweißzufuhr zwischen dem 90. und 110. Trächtigkeitstag.
Alle Jungsauen der Kreuzung YorkshirexLandrasse erhielten bis zum 89. Trächtigkeitstag ein Futter mit einem Lysingehalt von 0,57%. Die Futtermengen orientierten sich an der Rückenspeckdicke sowie dem Körpergewicht. Ab dem 90. Trächtigkeitstag fraßen die Sauen dann einheitlich 2,65 kg konventionelles Futter pro Tag. Die Lysinaufnahme in der Kontrollgruppe wurde dadurch auf 18,6 g SID-Lysin pro Tag eingestellt, was in etwa den aktuellen Bedarfsempfehlungen entspricht.
Die Versuchsgruppe erhielt ein um 40% lysinreicheres Futter. Durch die Anhebung des Sojaschrotanteils in der Mischung wurde der Lysingehalt auf 26 g Lysin pro Tier und Tag eingestellt. Der Energiegehalt beider Futter war identisch. Es erfolgte eine Entnahme von Blutproben sowie die Euthanasie der Jungsauen am 110. Trächtigkeitstag. Das war notwendig, um Proben aus dem Milchdrüsengewebe für Untersuchungszwecke entnehmen zukönnen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Durch die Fütterung der Jungsauen mit erhöhter Lysinzugabe stieg die Masse des Milchdrüsengewebes um 44% auf rund 2.073 g an (siehe Übersicht). Bei den konventionell gefütterten Tieren lag diese bei rund 1.437 g. Der Unterschied war hochsignifikant. Signifikant stieg auch die Gewebemasse pro Zitze an.
- Mit der größeren Gewebemasse der Versuchsgruppe nahm auch die Menge der jeweiligen Gewebebestandteile Protein, Fett, DNA und RNA im Vergleich zur Kontrollgruppe zu. Gerade die Zunahmen an RNA ist interessant, da diese an der Herstellung neuer Proteine beteiligt ist.
- Die Masse der Fettschicht, die das Milch produzierende Gewebe umgibt, veränderte sich durch die erhöhte Lysinzufuhr nicht.
- Die Sauen der Versuchsgruppe erreichten mit 1,29 kg ein höheres Fetalgewicht. In der Kontrollgruppe lag dieses bei 1,21 kg.
- Vom 90. bis 110. Trächtigkeitstag nahmen die Sauen der Versuchsgruppe mit 28 kg signifikant mehr Gewicht zu als die Tiere der Kontrollgruppe mit 24,2 kg.
- Das Blut der Tiere aus der Versuchsgruppe wies im Vergleich zur Kontrollgruppe höhere Konzentrationen an Harnstoff und freien Fettsäuren auf, während die Konzentrationen von Tryptophan und Alanin kleiner waren.
Fazit
Durch die Erhöhung der Lysinkonzentration mittels Sojaschrot im Futter von hochtragenden Jungsauen kann das Wachstum der Milchdrüsen gefördert werden. Das wirkt sich positiv auf die Milchleistung aus und ist gerade bei großen Würfen vorteilhaft.
Den Originalbericht
Chantal Farmer
chantal.farmer@agr.gc.ca