Das routinemäßige Kürzen des Ringelschwanzes beim Schwein ist verboten. Der intakte Schwanz bzw. das Verhindern von Schwanzverletzungen gewinnt daher zusehends an Bedeutung.
Die Universität Halle-Wittenberg hat Untersuchungen zur Ausprägung des Ringelschwanzes durchgeführt und ist der Frage nachgegangen, von welchen Merkmalen die Ausprägung abhängt. Ein weiteres Ziel war es, die phänotypische und genetische Variabilität der Schwanzlänge zu ermitteln.
In diesem Zusammenhang haben die Forscher den Schwanzdurchmesser, die Körperlänge der Tiere und das Geburtsgewicht erhoben. Zudem waren die biologische Entwicklung der Ferkel in Abhängigkeit von der Schwanzlänge sowie die Ausprägung von Schwanzanomalien und die Anzahl der Schwanzwirbel Teil der Versuche.
Die Arbeiten fanden in einem Basiszuchtbetrieb des Bundeshybrid-Zuchtprogramms (BHZP) statt. Bonitiert wurden knapp 6.500 Ferkel der Rasse Piétrain. Die Bonitierungen erfolgten am ersten Lebenstag der Ferkel. Zusätzlich wurden die Schwänze bei ausgewählten, geprüften männlichen Nachkommen nach der Kreuzungszucht mit Pix(DExDL) begutachtet.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die durchschnittliche Schwanzlänge der Ferkel betrug 8,69 cm und wurde signifikant vom Geburtsgewicht und dem Auftreten einer Schwanzformanomalie beeinflusst.
- Für die Schwanzlänge lag eine hohe Gesamtvariabilität vor. Der kürzeste Schwanz war 4,1 cm lang, der längste 12,5 cm. Die Standardabweichung betrug 0,99 cm bei einer Spannweite von 8,4 cm. Große Unterschiede gab es innerhalb und zwischen den Würfen.
- Die hohe Gesamtvariabilität und direkte Vererbbarkeit zeigen die grundsätzlich guten züchterischen Möglichkeiten zur Beeinflussung des Merkmals. Das beweist auch die ermittelte Heritabilität von 0,306.
- Gegen eine mögliche Zucht auf kürzere Ringelschwänze spricht jedoch die Tatsache, dass eine kurze Schwanzlänge vorrangig aus einem geringen Geburtsgewicht resultiert (siehe Übersicht). Diesen Gewichtsnachteil können die Ferkel später nicht mehr kompensieren. Die Lebenstagszunahmen und die Muskeldicke waren signifikant niedriger.
- Eine Schwanzanomalie trat in 7,06% der Fälle auf. Lag eine Anomalie vor, waren die Schwanzlänge sowie die Anzahl der Schwanzwirbel signifikant reduziert. Die Anzahl der Schwanzwirbel betrug durchschnittlich 24,11.
Fazit
Die Länge des Ringelschwanzes hängt stark mit dem Geburtsgewicht zusammen. Zur Vorbeugung von Schwanzbeißen sind züchterische Maßnahmen mit dem Ziel kürzerer Ringelschwänze aufgrund einer hohen Vererbbarkeit grundsätzlich möglich. Problematisch ist jedoch das geringere Geburtsgewicht der Ferkel mit den kürzeren Schwänzen und die daraus folgenden niedrigeren biologischen Leistungen.
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