Beim Abferkeln entstehen bei Sauen häufig Schulterulzera, weil die Tiere viel Zeit in Seitenlage verbringen. Lahmheiten und ein niedriger Body Condition Score (BCS) von 1 erhöhen das Risiko. Ein weiterer Risikofaktor ist ein Narbengewebe im Schulterbereich.
Im Rahmen einer Doktorarbeit von Daniel Meyer an der Außenstelle für Epidemiologie der TiHo Hannover in Bakum wurden 659 Sauen eine Woche vor dem Abferkeln klinisch auf die Risikofaktoren Lahmheit, BCS und Narbengewebe untersucht und in zwei Gruppen eingeteilt: 194 Risikosauen und 465 Sauen ohne Risiko.
Nichtrisiko-Sauen wurden in Standard-Abferkelbuchten eingestallt, ebenso 101 der Risikotiere. Die 93 übrigen Sauen mit erhöhtem Risiko bekamen Abferkelbuchten, in denen im vorderen Bereich des Kastenstandes 2 cm dicke, weiche Gummimatten auf dem Boden befestigt waren.
In den ersten zwei Wochen der Säugezeit wurden die Schulterbereiche fotografiert, um Verletzungen und deren Schweregrade festzuhalten.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- 77% der Nichtrisiko-Tiere blieben unverletzt, während es bei den Risikotieren nur 37,6% bzw. 52,7% waren (siehe Übersicht).
- Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, ein Schultergeschwür zu entwickeln, war bei Risikosauen gut fünfmal höher als bei Nichtrisiko-Sauen.
- Gefährdete Sauen, die in Buchten mit ausgelegter Gummimatte eingestallt wurden, wiesen deutlich seltener Schultergeschwüre auf als Risikosauen, denen keine Gummimatte angeboten wurde (47,3% vs. 62,4%).
- Das heißt: Unter den Risikosauen entwickelten diejenigen mit einer Gummimatte rund 50% seltener ein Schultergeschwür als Sauen ohne Gummimatte.
Schlussfolgerungen: Die Entwicklung von Schultergeschwüren bei Sauen kann durch eine klinische Risikobewertung vor der Abferkelung mit Fokus auf Lahmheit, BCS und Narbengewebe vorhergesagt werden. Eine weiche Gummimatte in der Bucht kann bei Sauen mit erhöhtem Risiko das Auftreten von Schulterulzera um mehr als die Hälfte reduzieren.
Kontakt: Elisabeth.grosse.Beilage@tiho-hannover.de