Um die Umwelt und den Stoffwechsel der Schweine zu entlasten, füttern immer mehr Schweinehalter proteinarmes Futter. Bei dieser Fütterungsstrategie kann es jedoch zu einem Mangel an Aminosäuren kommen.
Forscher der Uni Wageningen haben untersucht, wie sich der gezielte Einsatz von Aminosäuren bei proteinarmer Fütterung auf das Schwanzbeißen auswirkt. Zudem untersuchte man den Einfluss von Umgebungsreizen mittels Beschäftigungsmaterial und verglich beides.
An dem Versuch nahmen 575 Mastschweine (Topigs 50 x Piétrain) mit intakten Ringelschwänzen teil. Die Einteilung der Mastschweine erfolgte in vier Versuchsgruppen mit je zwölf Buchten.
- Die Kontrollgruppe „Normalprotein“ (NP) erhielt ein Futter mit normaler Protein- und Lysinausstattung.
- Die Versuchsgruppe „Low Protein“ (LP) fraß ein Futter mit 20% geringerem Protein- und Lysingehalt.
- Die Gruppe „Low Protein plus“ (LP+) erhielt ein Futter mit geringerem Proteingehalt und zusätzlichen Aminosäuren.
- Die Gruppe „Low Protein plus Spielmaterial“ (LP-E+) fraß ein Futter mit geringerem Proteingehalt und erhielt Beschäftigungsmaterial. Dazu zählten ein Jutesack sowie zwei Hanfseile je Bucht, ein aufgehängter Holzbalken und 350 g gehäckseltes Stroh pro Tag.
Die Fütterung erfolgte dreiphasig in pelletierter Form. Leistungen und Verletzungen wurden aufgezeichnet. Über einen Zeitraum von sechs Wochen (Woche 2, 4, 6, 8, 11 und 13) wurden wöchentlich zwölf Messwerte zur Aktivität sowie 60 Minuten des Tierverhaltens je Tier beobachtet und analysiert.
Die Ergebnisse:
- Die Gruppen LP und LP-E+ erreichten signifikant geringere tägliche Zunahmen (0,81 und 0,77 kg je Tag) als die Gruppen NP und LP+ (0,93 und 0,90 kg je Tag)
- Die tägliche Futteraufnahme und die Futterverwertung war in den Gruppen NP und LP+ signifikant höher im Vergleich zur Gruppe LP-E+. Die Gruppe LP lag dazwischen.
- Die Schweine in den Gruppen LP und LP-E+ waren aktiver als Schweine in den Gruppen NP und LP+.
- Die Tiere in der Versuchsgruppe LP-E+ nutzten die zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten in allen drei Mastphasen intensiv.
- LP-Schweine fielen während der Anfangs- und Endmast im Vergleich zu den NP und LP+-Gruppen durch mehr Schwanzbeißen auf. Die Gruppe LP-E+ zeigte nur in der Anfangsmast geringeres Schwanzbeißen (siehe Übersicht).
- Verletzungen am Schwanz waren in der Gruppe LP schwerwiegender als in den Gruppen NP und LP+, Tiere der Gruppe LP-E+ lagen dazwischen.
Fazit
Eine proteinarme Fütterung ohne gezielten Zusatz von Aminosäuren wirkt sich negativ auf die Wachstumsleistung aus und führt zu mehr Schwanzbeißen im Vergleich zu einer Fütterung mit höherem Proteinanteil.
Die gezielte Ergänzung von Aminosäuren bei proteinarmer Fütterung brachte im Vergleich zur vermehrten Beschäftigung besseren Erfolg.
Kontakt: Ilaria Minussi,
ilaria.minussi@wur.nl