Die Auswertungen der NRW-Erzeugerringe zeigen, dass die Tiere trotz steigender Leistungen robuster und vitaler werden. Spannend sind die Vergleiche zwischen den verschiedenen Herkünften.
Die Erzeugerringe für Sauenhaltung und Schweinemast in NRW haben für das vergangene Jahr wieder umfangreiche Leistungsdaten erhoben. Für die Auswertung wurden die Daten von 290 Ferkelerzeugern und 513 Mästern herangezogen. Dahinter stehen knapp 175.000 Würfe und mehr als 2,2 Mio. verkaufte Mastschweine.
Bereits seit 2014 liegt dabei ein besonderer Fokus auf den Merkmalen Gesundheit und Robustheit. Zu diesem Zweck wird bei den Sauen die Nutzungsdauer (Anzahl der Würfe, Abgänge und Abgangsursachen) sowie die Fruchtbarkeit (Anzahl der tot und lebend geborenen Ferkel) beurteilt. In der Mast rücken die Anzahl vorzeitiger Abgänge, inklusive der Ursachen sowie die Schlachtbefunde in den Vordergrund. Zudem stellt die große Datenbasis einen repräsentativen Querschnitt der Sauen- und Mastschweinehaltung in NRW dar und erlaubt eine Differenzierung der Ergebnisse nach den genetischen Herkünften.
Dan-Genetik stark vertreten
Allerdings ist die Zahl der Herkünfte in den letzten Jahren merklich geschrumpft. Die großen Akteure im Zuchtgeschäft haben an Marktanteilen gewonnen, während die kleineren Herkünfte teils statistisch nicht mehr auszuwerten sind. Besonders heraus stachen hier die verschiedenen dänischen Genetiken, die in der Übersicht 1 unter DanHybrid zusammengefasst werden. Auch wenn deren Marktdominanz im Vorjahresvergleich etwas abnahm, wurden 40% der ausgewerteten Würfe und knapp 43% der Mastschweine diesen Herkünften zugeordnet.
Über alle Genetiken hinweg fällt beim Blick auf die Leistungsdaten auf, dass sich die Anzahl lebend geborener Ferkel je Wurf mit 15,6 Ferkeln im Vergleich zu 2021 nochmals leicht um 0,1 Ferkel erhöht hat. Vor allem Topigs konnte erneut um 0,3 Ferkel je Wurf zulegen. Dahinter folgen die dänischen Herkünfte mit einem Plus von 0,2 und die PIC mit 0,1 Ferkel pro Wurf.
Die Dänen sind es auch, die diese Leistungsrubrik wie schon in den Vorjahren mit inzwischen 16,8 lebend geborene Ferkel pro Wurf anführen. Ungeachtet der Zuwächse kann man aber generell sagen, dass sich der Anstieg der Wurfgrößen in den letzten Jahren merklich verlangsamt hat.
Weniger Saugferkelverluste
Stagniert hat der Wert tot geborener Ferkel je Wurf, der weiterhin bei 1,5 Ferkel liegt. Bei den Saugferkelverlusten fiel der Mittelwert erfreulicherweise um 0,5% auf 13,7%. Besonders positiv traten in dieser Kategorie PIC und Topigs in Erscheinung, die deutlich unterdurchschnittliche Verluste verzeichneten. Aber auch die dänische Genetik konnte sich mit 14,3% gegenüber dem Vorjahr (15,1%) spürbar verbessern.
Dass die Betriebe bei steigenden Wurfgrößen niedrigere Verlustquoten verzeichnen, ist als klarer Erfolg zu verbuchen. Allerdings ist gerade beim Merkmal Saugferkelverluste die Streuung zwischen den Sauenhaltern sehr groß und die Aussagekraft des Merkmals für die Genetik begrenzt. Es gibt also weiter Verbesserungspotenzial.
Sechs Würfe bis Abgang
Bei den Sauen wurde ein genauer Blick auf die Anzahl Würfe und die Abgangsursachen geworfen. Die durchschnittliche Wurfnummer beim Abgang lag wie im Vorjahr bei 6,0. Einen Spitzenwert erreichte erneut PIC mit 6,7, wobei man im vorherigen Auswertungszeitraum sogar auf 7,1 Würfe kam. Bei der Abgangsursache Alter fällt die Herkunft Topigs mit 41,3% wieder positiv auf.
Im Vergleich zu 2021 gab es in den Betrieben zudem etwas weniger Abgänge aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen (19,3 zu 19,8%). Bei der Wurfqualität überzeugten vor allem die Sauen von German Hybrid mit dem sehr niedrigen Wert von 4,4%. Bei den hochfruchtbaren dänischen Sauen wurde diese Abgangsursache deutlich häufiger bonitiert, wobei man mit 7,9% immer noch unter dem Durchschnittswert von 8,2% lag.
Angesichts der Wurfgrößen ist das nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es aber auch, eine gute Gesäugequalität mit einer ausreichenden Anzahl funktionsfähiger Zitzen einzufordern. Beim Merkmal Konditionsschwäche, unter dem Auffälligkeiten wie Wundliegen, Gesäugeprobleme, Abszesse, Gewichtsprobleme oder Schwergeburten zusammengefasst werden, erzielten PIC und German Hybrid mit 7,1% den Topwert.
Auch in puncto Fundamentprobleme wussten die PIC-Sauen, wie schon in den Vorjahren, mit einem sehr niedrigen und damit guten Wert von 2,7% zu überzeugen. Im Durchschnitt wurde diese Abgangsursache bei 5,5% der Sauen angegeben. Über alle Genetiken hinweg kaum genannt wurde mit 0,1 bis 0,2% das Merkmal Verhaltensstörung.
Mast: Kümmerer ein Problem
Auch wenn die Vorherrschaft etwas schwindet, stammten fast alle ausgewerteten Mastschweine von Piétrain-Ebern unterschiedlicher Herkünfte ab. Bei der Sauengenetik hat sich Topigs neben den verschiedenen dänischen Züchtungen stark etablieren können. Zusammen kommen beide Genetiken auf knapp 1,7 Mio. ausgewertete Schweine.
Ähnlich positiv wie bei den Ferkeln entwickeln sich auch die Tierverluste in der Mast. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 0,2% auf 2,1% gesunken (siehe Übersicht 2). Besonders hervor stach die PIC-Abstammung, die sich mit 1,8% deutlich besser stellte als der Durchschnitt.
Bei annähernd der Hälfte der Tiere wurde Kümmerer als Verlustursache genannt. Dass Kannibalismus deutlich weniger verbreitet war, spricht für das Management auf den ausgewerteten Betrieben. Denn gerade Schweine mit sehr hohem Leistungsvermögen reagieren schnell gestresst, wenn sie nicht optimal versorgt werden. Die Merkmale „Unfall“ und „Fundament“ hatten wenig Einfluss und es ließen sich keine Zusammenhänge mit bestimmten Genetiken feststellen. Gleiches galt für die am zweithäufigsten genannte Abgangsursache „Sonstiges“, da hier die unterschiedlichsten Vorkommnisse zusammengefasst wurden.
Trend zu gesünderen Lungen
Erfreuliche Zahlen lieferte auch die Auswertung der Schlachtbefunde. Denn der Anteil der Tiere mit Befunden verringerte sich um 2,3% auf 25,7%. Diese positive Entwicklung ist vor allem auf die sinkende Zahl an auffälligen Lungen und Herzbeuteln zurückzuführen. So wurden 2021 noch 9,1% Lungenbefunde ermittelt. Im letzten Jahr waren es noch 8,4%. Brustfellentzündungen und Leberbefunde spielen zwar ebenfalls eine Rolle (6,2 zu 7,7%). Hier zeigten sich aber zahlenmäßig nur marginale Verschiebungen.
Ein Bezug zu den Genetiken wurde bei den Schlachtbefunden nicht hergestellt. Speziell auf die Tiergesundheit haben betriebliche Gegebenheiten wie die Säugezeit, der Infektionsdruck, vorgenommene Sanierungsmaßnahmen oder das Management einen zu großen Einfluss.
Ihr Kontakt zur Redaktion:michael.werning@susonline.de
Dr. Frank Greshake für die Erzeugerringe NRW