Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat 32 Schweinemäster zu ihren Erfahrungen mit dem Einsatz von Sortierschleusen befragt.Sortierschleusen unterstützen den Landwirt bei der Vermarktung seiner Mastschweine. Mittels Waagen- oder Kameratechnik wird das Gewicht der Schweine täglich vollautomatisch erfasst und ausgewertet. Der Mäster kann so den optimalen Gewichtsbereich, den ihm seine Vermarktungsmaske vorgibt, besser einhalten. Zugleich bietet ihm die Technik die Möglichkeit, die schlachtreifen Schweine automatisch zu separieren. Das lästige Absortieren per Hand entfällt. Das Angebot an Sortierschleusen hat zugenommen. Die Industrie bietet mitt-lerweile fünf Modelle an. Die „optiSort-Anlage“ der Firma Hölscher und Leuschner arbeitet mit einer Kamera, die das Schwein visuell erfasst und über ein Rechenprogramm das Gewicht ermittelt. Big Dutchman hat die „TriSort-Schleuse“ im Angebot. Die Anlage ermittelt das Tiergewicht mittels einer elektronischen Viehwaage, die im Boden der Schleuse eingebaut ist. Die Firma Dorset bietet ihre Sortierschleuse „Sorti“ an. Auch hier ist eine elektronische Waage installiert. Der süddeutsche Stalleinrichter Gillig und Keller hat die „Osborne-Schleuse“ im Programm, die ebenfalls mit einer elektronischen Gewichtsverwiegung arbeitet. Die Firmengruppe PigTek bietet ihre Schleuse „Trainer-Gate“ mit elektronischer Gewichtserfassung an. „Schleusen-Mäster“ befragt Im Rahmen einer Praxisauswertung hat die Landwirtschaftskammer Nord-rhein-Westfalen 32 Betriebsleiter nach ihren Erfahrungen mit der Schleusen-Technik befragt. Dazu wurde ein Fragebogen verschickt. Zusätzlich hat man sich mehrere Male persönlich getroffen, um Erfahrungen auszutauschen. Die Landwirte setzen ihre Schleusen seit mindestens zweieinhalb Jahren ein. Einige Mäster arbeiten bereits fünf Jahre mit der Technik. Pro Betrieb werden bis zu zehn Schleusen betrieben. 21 Landwirte arbeiten mit dem System von Hölscher und Leuschner, elf Betriebsleiter haben sich für die Anlage der Firma Dorset entschieden. Mäster mit anderen Schleusen-Systemen waren nicht dabei. 16 Mäster mit H + L-Technik füttern ihre Tiere flüssig, fünf trocken. Bei Dorset liegt das Verhältnis bei neun zu zwei. Die durchschnittliche Partiegröße liegt bei der H + L-Technik bei 358 Tieren (flüssig) bzw. 387 Tieren (trocken). An der Dorset-Anlage stehen bei Flüssigfütterung im Schnitt 350 Tiere, bei Trockenfütterung sind es 325 Mastschweine. Tierverhalten: Selten Aggressivität beobachtet Wie in Übersicht 1 dargestellt, konnte die Mehrheit der Mäster keine vermehrten Aggressionen gegenüber Buchtengenossen feststellen, wenn die Schweine in einer Großgruppe mit Sortierschleuse gehalten werden. Die beteiligten Mäster gaben an, dass die Tiere sogar ruhiger sind als in einer Kleingruppe mit 30 bis 40 Tieren. Als Grund nennen sie die Möglichkeit für rangniedere Tiere, bei Attacken von Buchtengenossen in der Großgruppe untertauchen zu können. Einen positiven Effekt auf das Tierverhalten haben die täglichen Tierkontakte, die beim Kontrollgang durch die Großbucht stattfinden. Der unmittelbare Kontakt zwischen Mensch und Tier wirkt mit zunehmender Mastdauer beruhigend auf die Schweine, sobald sich der Mensch nähert. Die Tiere verlieren ihre Scheu. In puncto Tierverhalten ist nach Angaben der befragten Mäster auch zu beobachten, dass sich kranke Schweine in der Bucht meist in ruhige Ecken zurückziehen und dort in Ruhe gelassen werden. 22 Mäster beobachten das regelmäßig, zehn Betriebsleiter konnten dies nicht bestätigen. Kranke Tiere liegen entweder in einer Ecke oder am Buchtenrand. Das Erkennen dieser Schweine ist somit nicht schwieriger als in Kleingruppen, wie die Mäster in den Gesprächsrunden angaben. Ständige Veränderungen im Liegeverhalten bzw. beim Anlegen von Funktionsbereichen waren nicht zu beobachten. 30 von 32 Landwirten gaben an, dass einmal eingerichtete Kotecken die gesamte Mastdauer über am gleichen Platz zu finden sind. Das heißt, die Schweine strukturieren ihre Bucht zu Mastbeginn und ändern ihr Verhalten dann sehr selten. Laufwege werden weiter Die maximale Weglänge der Tiere zur Schleuse liegt in den befragten Betrieben im Schnitt bei 16 m. Das ist deutlich länger als in 30er- oder 40er-Gruppen, wo die Weglänge zum Trog ca. 5 m beträgt. Alle Mäster waren sich darin einig, dass die längeren Wege keinen entscheidenden Einfluss auf die Futteraufnahme haben. Allerdings wurde von den Praktikern die Empfehlung gegeben, die Wege möglichst kurz zu halten. Ideal ist der annähernd quadratische Aufbau der Bucht mit einer mittig an einer Längsseite angeordneten Schleuse. Auf keinen Fall sollte die Schleuse in einer Ecke der Mastbucht stehen, weil das deutlich längere Wege zur Folge hat. Die Schweine müssten dann einmal diagonal durch die Bucht laufen, um zur Sortierschleuse zu gelangen. Hinzu kommt, dass die gesamte Aktivität im Schleusenbereich auf einen in einer Ecke liegenden Punkt konzentriert wird. Futteraufnahme sinkt nach „Scharfstellen“ kurzzeitig Oft werden die Schleusen erst mit etwa 90 kg Lebendgewicht aktiviert bzw. die Beratungsempfehlung ging zunächst in diese Richtung. Bis zu diesem Zeitpunkt stehen die Geräte in der Regel auf „Durchlauf“, das heißt, alle Tore stehen offen. Die Schweine sollen ungehindert durch die Anlage laufen und sich daran gewöhnen können. Nach Aussage der Praktiker ist der relativ späte Zeitpunkt des „Scharfstellens“ nicht praktikabel. Die befragten Mäster stellen ihre Systeme schon mit 60 kg Lebendgewicht „scharf“, bei anfänglicher Überbelegung der Bucht bereits mit 40 kg. Die Tiere lernen den Umgang mit der Technik dann früher, und die Futteraufnahme sinkt weniger stark als beim Umstellen zu einem späteren Gewichtszeitpunkt. Nichtsdestotrotz muss man mit einem Rückgang der Futteraufnahme um ca. 20 % über zwei Tage hinweg rechnen, so die einheitlichen Aussagen der Landwirte.j Beobachten ließ sich bei einer früheren Aktivierung der Tore außerdem, dass sich das Gedränge vor der Schleuse schneller auflöst als bei einem Schließen der Türen mit 90 kg Lebendgewicht. Die Erklärung liegt darin, dass sich weniger Masse bzw. Tiergewicht vor der Schleuse drängelt. Dadurch ließ auch das Gedränge am Trog nach. Viele mästen nach Auf die Frage, ob einzelne Tiere nachgemästet werden, antworteten 24 Mäster mit ja, nur acht mit nein. Dies liegt daran, dass es sich bei den beteiligten Betrieben meist um gewachsene Einheiten handelt. In der Regel werden die letzten 15 % eines Durchgangs in einem anderen Mastabteil mit Sensor- oder Quertrog gemästet. Durch die Nachmast konnten die Umtriebe an den Schleusen von 2,6 auf 3,0 Durchgänge erhöht werden. Bei allen Landwirten hat sich die Anzahl der Verkaufstermine je Gruppe erhöht. Im Schnitt werden fünfmal pro Durchgang Schweine aussortiert und verkauft. Das ist etwa einmal mehr als bei der Mast ohne Schleuse. Hier kommt die automatische Selektionsmöglichkeit also voll zum Tragen. Leichte Tiere absortieren Alle 32 Mäster belegen die Buchten zunächst über. 17 Landwirte sortieren dann die leichten Schweine ab und stallen sie an den Sensor um, sechs die schweren Tiere. Das Absortieren der leichten Schweine hat handfeste Gründe. Der Erfahrungsaustausch zeigte, dass diese Tiere eher Systemprobleme haben, sie kommen in einer kleineren Gruppe mit Sensor- oder Quertrog besser zurecht. In der Großgruppe mit mehr als 300 Tieren werden die kleinen Schweine oft an der Schleuse abgedrängt. Dadurch sinken Futteraufnahme und Tageszunahme. Leistungen nicht schlechter Um es von vornherein deutlich zu sagen: Die Aussagen hinsichtlich der biologischen Leistungen und der Schlachtergebnisse stützen sich oft nur auf Einschätzungen. Sie sind also mit „Vorsicht zu genießen“. Das Problem der Auswertung bestand darin, dass kein einziger der beteiligten Mäster in der Lage war, die Abteile mit Sortierschleuse getrennt auszuwerten. Dieses Bild wird auch in der breiten Praxis bestätigt. Nur sehr wenige Mäster kennen ihre Zahlen hinsichtlich Tageszunahme, Futterverwertung usw. Trotzdem sollten die befragten Mäster ihre Einschätzung abgeben. Die Mehrzahl der Betriebsleiter sieht keine gravierenden Unterschiede in den täglichen Zunahmen und in den Verlusten im Vergleich zur 30er- bis 40er-Gruppe (siehe Übersicht 2). Mehrere Mäster, die zeitgleich Schweine an der Schleuse und am Sensor eingestallt haben, räumten die Abteile fast zur gleichen Zeit. Dies war bei mehreren Durchgängen der Fall. Auch der Fleischanteil war gleich. Deutlich wurde bei dem Erfahrungsaustausch aber auch, dass immerhin acht Mäster an der Schleuse schlechtere Zunahmen und höhere Verluste beobachten. Bessere Ergebnisse verzeichneten nur vier Mäster. Geringer war nach Aussagen der beteiligten Betriebsleiter allerdings die Sortierdifferenz bei den Schweinen, die an der Schleuse standen. Hier antworteten 27 Mäster mit ja und nur einer mit nein. Drei Mäster konnten keine Unterschiede feststellen. Ferkelherkunft wichtig, intensive Kontrollen möglich Große Einigkeit bestand, wenn es um die Frage nach der Ferkelherkunft ging. 24 Mäster sagten aus, dass das Ferkelmaterial entscheidenden Einfluss auf den Masterfolg hat (siehe Übersicht 3). Eine definierte Ferkelherkunft ist Grundvoraussetzung, denn man muss schon im Vorfeld wissen, wie man die Schweine zu füttern hat. Eine Direktbeziehung ist in diesem Zusammenhang ideal, so die Aussagen der Betriebsleiter. Hinzu kommt, dass man nur bei gleich bleibender Ferkelherkunft von Durchgang zu Durchgang Optimierungen hinsichtlich der Schleuseneinstellungen vornehmen und so die Ergebnisse weiter verbessern kann. „Nur bei gleichem Ferkelmaterial erweitere ich meinen Erfahrungsschatz Schritt für Schritt“, bringt es ein Betriebsleiter auf den Punkt. Als besonders hilfreich stufen die Mäster die von den Geräten täglich gelieferten Mastdaten ein. Die Gewichtsentwicklung der Tiere lässt sich durch die Daten täglich genau verfolgen. Durch die Tierwaage im Boden bzw. die Kamera über den Schweinen werden außerdem reelle Daten geliefert und nicht vom Fütterungscomputer theoretisch errechnete. Weil sich die Anzahl der Schleusendurchläufe mit der Technik sehr gut nachhal-ten lässt, können außerdem Krankheiten früher erkannt werden. Gehen die Durchläufe von drei bis vier pro Tier und Tag plötzlich stark zurück, kündigt sich in der Regel ein Krankheitsgeschehen an, so die Beobachtungen der Betriebsleiter. System auch für Mitarbeiter geeignet Insbesondere größere Mastbetriebe arbeiten häufiger mit Sortierschleusen als kleinere Betriebe. In der Regel haben die großen Betriebe einen oder mehrere Mitarbeiter. Die Frage war, ob auch Mitarbeiter mit der Technik zurechtkommen. Auch hier war das Ergebnis eindeutig. 20 Mäster bestätigen, dass der oder die Mitarbeiter mit dem System problemlos zurechtkommen. Nur vier Landwirte waren anderer Meinung. In der Regel steuert jedoch ausschließlich der Landwirt die Anlage. Der Mitarbeiter ist in seiner Abwesenheit lediglich für die tägliche Tierkontrolle verantwortlich und er braucht die Schleuse selbst nicht zu verstellen. „Beim Sensor ist das ähnlich. Ich gebe dem Fütterungsprogramm die Daten vor und mein Mitarbeiter kümmert sich nur um die Tierkontrolle“, so der Hinweis eines beteiligten Mästers. Fazit Sortierschleusen mit 300 bis 400 Tieren pro Anlage werden seit etwa fünf Jahren in der Mast eingesetzt. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat 32 Mäster zu ihren Erfahrungen befragt. Die Ergebnisse: Die Tierkontrolle ist trotz der Vielzahl der Schweine pro Gruppe problemlos. Die Mehrzahl der Mäster beobachtet, dass die Tiere gegenüber Buchtengenossen nicht aggressiver sind als bei der Mast in 30er- bis 40er-Gruppen. Die Schweine strukturieren die Bucht zu Mastbeginn, und dabei bleibt es bis zum Ausstallen. Die Schleuse sollte möglichst früh „scharf“ gestellt werden, um den vorübergehenden und nicht gänzlich zu verhindernden Rückgang der Futteraufnahme zu begrenzen. Die befragten Mäster stellen ihre Schleuse bei ca. 60 kg Lebendgewicht „scharf“ und nicht wie bislang üblich bei 90 kg. Sollen Tiere mit 40 kg absortiert werden, wird die Schleuse früher „scharf“ gestellt. Werden Schweine einige Wochen nach dem Aufstallen absortiert, werden in der Regel die leichten Tiere umgestallt. Diese haben häufiger Probleme mit der Technik als schwerere Schweine. Die Leistungen ordnen die meisten Betriebsleiter im Vergleich zur Mast in 30er- oder 40er-Gruppen als gleich ein. Allerdings lassen sich die Angaben nicht durch Auswertungsergebnisse untermauern, weil kein beteiligter Mäster die „Schleusen-Schweine“ separat auswerten kann. Eine definierte Ferkelherkunft ist für den Masterfolg an der Schleuse Grundvoraussetzung. Das System lässt sich auch von Mitarbeitern beherrschen.