SUS 3 / 2024

Tierwohlförderung: Weniger Ideologie!

Jürgen Langreder, Vorstand vom Bundesverband Rind und Schwein (BRS), fordert eine Förderung auch für Haltungsform 1 und 2.

So unterschiedlich kann Wahrnehmung sein: Während Bundesagrarminister Cem Özdemir das rund 1 Mrd. € schwere Bundesprogramm zum Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung (BUT) weiterhin als großen Erfolg feiert, reißt die Kritik von Fachverbänden und Schweinehaltern an der deutschen Förderpolitik nicht ab.

Insbesondere die Tatsache, dass der Staat den Großteil der deutschen Schweinehalter von seinem milliardenschweren Fördertopf rigoros ­ausschließt sorgt für Frust in der Branche. Wer seine Schweine in ­Haltungsform (HF) 1 oder 2 hält – das sind über 90 % der Betriebe in Deutschland – erhält keinen Cent aus Berlin. Herr Özdemir, warum? Mehr Tierwohl lässt sich auch in HF 1 und 2 umsetzen.

Genauso unverständlich ist, dass der Mehrheit der deutschen Veredlungsbetriebe jahrelang bewährte Förderprogramme gestrichen werden sollen. Denn sowohl das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) als auch die Ringelschwanzprämie in Niedersachsen ­sollen eingestampft werden. Die Länder argumentieren, dass eine ­Doppelförderung ausgeschlossen werden müsse. Dabei ist gerade die Ringelschwanz­prämie eine Erfolgsgeschichte.

Aus Sicht des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS) gehört die zusehends ideologisch getriebene Förderpolitik der Ampelkoalition dringend auf den Prüfstand. Hier hakt es besonders:

  • Die Regierung baut die Veredlung in Deutschland mit der Brechstange um, ignoriert den Markt und fördert einseitig den Ausbau von Nischenprodukten wie z. B. Biofleisch.
  • Die Mehrheit der Verbraucher ist weiterhin nicht bereit, mehr Geld für Fleisch aus höheren Haltungsformen zu bezahlen. Viele können es sich jetzt und in Zukunft nicht leisten.
  • In die Förderprogramme werden immer mehr Hürden eingezogen. Wenn der Gesetzgeber den Einsatz von Mitteln zur Brunstsynchroni­sation verbietet oder 70 % intakten Ringelschwanz zum Ende der Mast vorschreibt, schließt er den Großteil der Betriebe aus.
  • Wer Tierwohlfleisch mit Fördergeld subventioniert bzw. künstlich billig macht, verfehlt das Ziel, dem Verbraucher klar zu machen, dass mehr Tierwohl Geld kostet.
  • Der Staat wird mehr und mehr zum Steigbügelhalter für den Lebensmittelhandel. Er nutzt die staatliche Subventionierung des Tierwohl­fleisches für den Wechsel auf höhere Haltungsformstufen und poliert so sein Tierwohlimage kostenlos auf.
  • Regierungen, die eine effiziente Tierhaltung mit einer falschen ­Förderpolitik radikal abbauen, fördern den Anstieg der Treibhausgasemissionen.