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Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen(Bildquelle: Schildmann)

Rote Seite riskiert ihre Rohstoffbasis

 

Die Schlachtbranche versucht beim Einkauf zu sparen und nutzt dafür Hauspreise, setzt die Vorkosten hoch und ändert die Abrechnungsmasken. Vielen Bauern stinkt das gewaltig, etliche steigen deshalb aus. Die rote Seite riskiert damit, ihre Rohstoffbasis zu verlieren, warnt Marktexperte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der LWK Niedersachsen im aktuellen SUS-Kommentar.

Den Schlachtern sind die Kosten in den letzten Jahren davongelaufen. Wenn sie ihre Margen verbessern wollen, versuchen die Unternehmen beim Einkauf zu sparen. Hauspreise sind brutal, werden aber von Zeit zu Zeit genutzt. Weitere Eingriffe sind die Vorkosten sowie die Abrechnungsmasken. Beide Joker zur „Preiskorrektur“ hat die rote Seite in diesem Jahr gezogen. Anfang des Jahres setzten die Unternehmen die Schlachthofvorkosten um 25 bis 30 % hoch. Mitte 2024 folgten Verschärfungen bei den Abrechnungsmasken.

In beiden Fällen streichen die Schlachter so Millionen ein, während die Bauern die Zeche zahlen. Sie müssen nicht nur die höheren Vor­kosten zu 100 % wegstecken. Sie verlieren seit dem Sommer viel Geld, weil die Masken praktisch über Nacht ein ganz anderes Schwein fordern. Bis sich Züchter, Ferkelerzeuger und Mäster darauf eingestellt haben, vergehen Jahre. Im Mittel verlieren die Bauern durch die jüngste Maskenänderungen 2 € pro Schwein. Bei bestimmten Herkünften sind es bis zu 4 €, wie Auswertungen belegen.

Besonders empfindlich trifft die grüne Seite, dass die Masken jetzt so gestrickt sind, dass bei sehr vielen Schweinen Abzüge drohen. Denn insbesondere wachstumsbetonte Herkünfte müssen jetzt mehrere Kilo schwerer gemästet werden, damit sie die Systemgrenzen bei Schinken und Muskelfleisch erreichen. Gegensteuern kann der Landwirt nur, wenn er das Ablieferungsintervall verkürzt. Das kostet jedoch Zeit und Geld, weil die Logistikkosten steigen.

Einen Gefallen tut sich die rote Seite mit den Änderungen nicht. Denn mit Blick auf den intakten Ringelschwanz sind die neuen Masken kontraproduktiv. Hohe Muskelfleischanteile sind genetisch negativ korreliert mit Merkmalen wie Gesundheit, Ausgeglichenheit und Robustheit. Die Haltung unkupierter Tiere – die vom Tierschutzgesetz gefordert wird – wird dadurch schwieriger.

Viele Bauern können den Weg nicht mitgehen und steigen aus. Die Verknappung der Ferkel und Schlachtschweine in Deutschland spitzt sich dann noch weiter zu. Vor dem Hintergrund der Rohstoff­sicherheit und dem Verbraucherwunsch nach regionaler Herkunft ist das fatal – auch und insbesondere für die Schlachter.

Neue Masken konterkarieren den Ringelschwanz.

Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen

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