SUS 1 /2024

Dänen gehen die Schlachtschweine aus

Exportabhängigkeit und leere Schlachthaken setzen den dänischen Schlachtern zu. Jetzt sollen neue Bonussysteme die Trendwende bringen.

Unser Autor: Markus Fiebelkorn, Danske Svineproducenter

Etwas andere Ausgangslage, aber im Grunde dieselben Probleme: Nicht nur die deutschen, sondern auch die dänischen Schlachtbetriebe kämpfen um ihr jahrzehntelang sehr erfolgreiches Geschäftsmodell.

Angefangen beim unangefochtenen Platzhirsch Danish Crown (DC). Der Fleischkonzern setzt angesichts eines Selbstversorgungsgrades von über 400 % konsequent auf den Export. Doch die Zeiten des China-Booms sind vorbei und die hohen EU-Erzeugerpreise drücken die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit
Die Schlachter kämpfen mit einem sinkenden Lebendangebot.
Die Kosten in der Mast sind gestiegen. Gleichzeitig drückt die Exportabhängigkeit den Erzeugerpreis. Zudem ist der Ferkelexport lukrativ.
Nicht ausgelastete Schlachtbänder verursachen Mehrkosten von bis zu 9 Cent pro kg SG.
Mit neuen Bonusmodellen wollen die Schlachter die Landwirte noch enger an sich binden und eine nachhaltige Produktion honorieren.

Dazu kommt, dass der dänische Mastschweinebestand zwar schon seit Jahren schrumpft, zuletzt aber regelrecht ein­gebrochen ist. Danish Crown und auch Tican als zweites großes Schlachtunternehmen im Land haben massive Probleme, ihre Schlachthaken auszulasten.

Und es lässt sich noch eine Parallele zur Schlachtbranche in Deutschland ziehen: Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit gelten als die bestimmenden Zukunftsthemen.

Langfristiger Abwärtstrend

Beim Blick in die Vergangenheit wird deutlich, dass die Hochzeit der dänischen Schlachtbranche schon lange zurückliegt. So erreichte man seinen Produktions­höhepunkt im Jahr 2004, als knapp 23 Mio. Schweine geschlachtet wurden. Seitdem geht es fast kontinuierlich ab­­wärts (siehe Übersicht 1).

Nur in einzelnen Jahren ist es kurz­fristig gelungen, den Abwärtstrend zu brechen. So sorgte im Jahr 2017 eine Stallbauförderung für eine leichten Produk­tionsausweitung. Einen weiteren Ausschlag nach oben verzeichnete man 2020. Damals brachte die Afrikanische Schweinepest (ASP) die chinesische Schweinefleischproduktion massiv ins Wanken. Von dieser Versorgungslücke profitierten die international aufgestellten dänischen Fleischexporteure bzw. Schweinehalter, die zu diesem Zeitpunkt auch noch mo­­derate Produktionskosten zu tragen hatten.

Wenige Jahre später muss man fest­halten, dass der Negativtrend so stark ist wie nie zuvor. Innerhalb von nur einem Jahr ist das Schlachtaufkommen um ca. 3,4 Mio. Schweine bzw. knapp 19 % auf nur noch 14,4 Mio. Stück gesunken.

Preise hinken hinterher

Die Gründe für den starken Rückgang sind vielfältig. Seinen Anteil daran hat sicherlich die seit Monaten nicht wett­bewerbsfähige dänische Schweinenotierung. 2023 lag diese im Jahresdurchschnitt fast 30 Cent unter der deutschen VEZG-Notierung. Der Abstand zum EU-Preisführer Spanien lag sogar zeitweise bei über 50 Cent. In dieser Betrachtung war bereits eingeflossen, dass die dänischen Schweinehalter üblicherweise am Jahresende eine Bonuszahlung erhalten.

Dieses enorme Preisgefälle lässt sich in Teilen mit der Absatzstruktur im Schweinefleischgeschäft erklären. Nur 10 bis 15 % des in Dänemark produzierten Schweinefleisches werden auf dem Inlandsmarkt abgesetzt. Fast die Hälfte der Erzeugnisse werden in Drittländer exportiert, davon ca. 20 % nach China (siehe Übersicht 2). Zum Vergleich: Deutschland vermarktet, nicht zuletzt durch die ASP-bedingten Exportsperren für einige Drittländer, mehr als 90 % des erzeugten Schweinefleisches im eigenen Land oder im EU-Binnenmarkt.

Dementsprechend profitierten die deutschen Erzeuger, ähnlich wie ihre Berufskollegen in anderen EU-Ländern mit einem starken Inlandsgeschäft, von den Rekordpreisen in Europa. Die dänischen Fleischexporteure dagegen mussten im Wettbewerb mit den Lieferanten aus den USA und Brasilien Preiszugeständnisse machen, um ihre Ware platzieren zu können. Das bremste die Erzeugerpreise aus.

Unrentable Mast

Angesichts der schwachen Schlachtschweinenotierung hatten vor allem die Mastbetriebe im vergangenen Jahr Schwierigkeiten, ihre Kosten zu decken. Zumal sie die gleichen Ferkelpreise wie ihre deutschen Kollegen zahlen...