SUS 3 / 2024

Ferkel: Wer schließt die Lücke?

Die letzte Preiskrise hat unsere Sauenhaltung schwer getroffen, Ferkel sind knapper denn je. Können wir uns dauerhaft auf die Versorgung mit Importferkeln verlassen?

Die letzte finanzielle Durststrecke in der Sauenhaltung war extrem lang und hart, doch seit anderthalb Jahren können deutsche Ferkelerzeuger zu­­mindest wirtschaftlich wieder Luft holen. Zum Jahresstart 2023 setzte eine Preisrallye am Ferkelmarkt ein, die wenige Monate später bei 93 € (NW-Notierung; 25 kg; 200er-Partie) ihren Zenit erreichte.

Fazit
Die letzte Preiskrise hat zu einem weiteren Abbau in der deutschen Ferkelerzeugung geführt.
Niedersachsen und NRW weisen ein besonders starkes Ferkeldefizit von annähernd 10 Mio. Tieren auf.
Ostdeutschland produziert einen Ferkelüberschuss von mehr als 4 Mio. Stück.
Das Versorgungsdefizit wird mit ausländischen Ferkeln ausgeglichen.
Die größten Ferkellieferanten sind ­Dänemark und die Niederlande.

Unter Berücksichtigung der marktüb­liche Zuschläge wurden weit über 100 € für ein Qualitätsferkel aufgerufen. Diese magische Grenze konnte zwar nur wenige Wochen gerissen werden, aber auch ein Jahr später werden mit mehr als 80 € immer noch auskömmliche Ferkelpreise erreicht. Also alles wieder gut in der Sauenhaltung? Mitnichten!

Übersicht Ferkel

(Bildquelle: Danske Svineproducenter)

Hochburgen brauchen Ferkel

Die guten Ferkelpreise stützen sich auf ein knappes Lebendangebot und sind damit auch ein Symptom tiefgreifender Probleme. Denn die Krisenjahre haben nicht bloß für Frust gesorgt, sondern viele Sauenhalter zur Aufgabe bewegt oder gar gezwungen. In Konsequenz ist das Versorgungsdefizit für die heimischen Mastställe noch größer geworden.

Besonders groß fällt das Defizit in den Veredlungshochburgen NRW und Niedersachsen aus. Wie aus Zahlen des ­Statistischen Bundesamtes und den Analysen der dänischen Branchenorganisation Danske Svineproducenter hervorgeht, belief sich das Ferkeldefizit in beiden Bundesländern letztes Jahr auf rund 9,9 Mio. Tiere (siehe Übersicht).

Ferkelüberschuss im Osten

Lediglich die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sach­sen-Anhalt, Sachsen und Thüringen können einen Ferkelüberschuss ausweisen. Von den gut 5.000 Sauenbetrieben in Deutschland liegen zwar nur wenige Hundert im Osten des Landes. Deren Anteil an der nationalen Ferkelproduktion ist aber bedeutend. Hier stehen in den siedlungsärmeren Regionen neben neueren Großanlagen noch einige große Sauenanlagen aus DDR-Zeiten, was sich auch im Durchschnittsbestand von über 1.100 Sauen widerspiegelt.

Im vergangenen Jahr erzeugten die Bauern in den ostdeutschen Bundesländern 4,3 Mio. Ferkel mehr als sie selbst mästen konnten. Viele der überschüssigen Jungtiere fanden ihren Weg in die nordwestdeutschen Intensivregionen.

Dennoch sieht man den Produktionskennzahlen der vergangenen Jahre an, dass die schwere Preiskrise auch im Segment der Großbetriebe seine Spuren hinterlassen hat. Bis zum Jahr 2019 konnten diese Betriebe durch den Ausbau des Sauenbestandes und vor allem steigender biologischer Leistungen den Überschuss auf 5,4 Mio. Jungtiere erhöhen. Dann folgten wirtschaftlich katastrophale Jahre und im Jahr 2023 belief sich die Mehrproduktion auf nur noch 4,3 Mio. Ferkel.

Werden Importtiere knapp?

Bislang konnten die deutschen Mäster das Versorgungsdefizit problemlos mit Tieren aus dem Ausland decken. Allein im Vor-Corona-Jahr 2019 belief sich die Importmenge auf 11,2 Mio. Ferkel. Die schweren Marktverwerfungen während der Pandemie haben zwar dazu geführt, dass auch die Ferkeleinfuhren einen Dämpfer erhielten und auf 8,8 Mio. Stück im Jahr 2022 fielen. Im vergangenen Jahr zeigte die Kurve aber schon wieder nach oben und es wurden rund 9,5 Mio. Ferkeln eingeführt.

Der absolute Großteil stammt dabei aus den Niederlanden und Dänemark, die schon seit vielen Jahren die beiden mit Abstand wichtigsten Bezugsadressen für Mastläufer sind. Allein die Skandinavier lieferten im vergangenen Jahr 5,6 Mio. Tiere, während aus den Niederlanden 2,6 Mio. Ferkel bezogen wurden.

Doch können sich deutsche Mäster darauf verlassen, dass dieser Ferkelstrom niemals versiegt? Denn in beiden Ländern müssen sich die Sauenhalter großen Herausforderungen stellen. SUS hat zwei Marktexperten gefragt, wie sicher die Versorgung mit ausländischen Ferkeln ist. Ihre Einschätzungen lesen Sie in der aktuellen SUS 3/24, die Sie hier hier bestellen können.